Vereins-Chronik (die Kurzfassung)

 

Die Hofgeismarer Schützen haben ihren Ursprung in den mittelalterlichen Bürgerschützen. Sie wurden im 13. bis 15. Jahrhundert in zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen um die Stadt Hofgeismar und im Diemelland eingesetzt.

Im 16. und 17. Jahrhundert wurden sie zeitweise zum Schutze der öffentlichen Ordnung und Sicherheit von der Stadt Hofgeismar ausgerüstet und auch bekleidet. Auch setzte der Landgraf sie oft zum Schutze des Wildbestandes im Reinhardswald gegen Wilderer ein. Im Jahre 1652 verlieh der Landgraf den damaligen Bürgerschützen ein Ehrenschmuckstück in Form eines schweren silbernen Hirsches mit der Aufschrift Stadt Hofegeismar, Stadtwappen und Jahreszahl, an einer Halskette zu tragen. Der Hirsch befindet sich jetzt in Verwahrung der Stadt. Mit einkehrender Sicherheit verlor das Bürgerschützentum an Bedeutung, wurde zeitweise sogar verboten.

Im Jahre 1861 wurde in Gotha der Deutsche Schützenbund ins Leben gerufen. Dies führte 1863 zur Gründung eines Schützenvereins in Hofgeismar. Schon im ersten Jahr zählte der Verein 92 Mitglieder, die einen monatlichen Betrag von 2 Silbergroschen zu zahlen hatten.

Gegen eine Pacht von 3 Thalern pro Jahr stellte die Stadt ein größeres Gelände zur Verfügung, auf dem die Mitglieder fleißig Hand anlegten und mehrere 100m und 175m Schießstände errichteten, ebenso eine Halle und ein Festgelände.

Alljährlich wurde unter großer Teilnahme der Bevölkerung, auch des Umlandes, ein zünftiges Volksfest gefeiert. 1905 und 1924 wurden zwei weitere Schützenvereine gegründet, die aber um 1935 ihre Selbständigkeit aufgaben und deren Mitglieder geschlossen vom alten Traditionsverein übernommen wurden.

Im 2.Weltkrieg kam das Vereinswesen zum Erliegen. Erst 10 Jahre nach Kriegsende wurde den Schützen die Fortsetzung ihrer Traditionspflege genehmigt und so fand am 15.11.1955 die Wiedergründung statt. Sehr schwierig und ohne jegliche Unterstützung gestaltete sich die Errichtung eines Luftgewehr-Schießstandes, wobei zu bemerken ist, daß der Verein vermögenslos beginnen mußte, da das gesamte Vereinsvermögen als Kriegsfolge nicht mehr zur Verfügung stand.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt verfügt der Verein, dank der persönlichen Einsatzfreundigkeit vieler Mitglieder, über ein eigenes Grundstück mit Vereinsheim außerhalb der Stadt am Krankenhausberg. Das Grundstück an der Liebenauer Straße wurde 1957 erworben, mit dem Bau des Vereinshauses wurde 1964 begonnen und es wurde feierlich im Mai 1967 eingeweiht. Bis das Vereinsheim jedoch ausgebaut war, standen dem Verein in der Stadthalle zur uneingeschränkten Nutzung 8 LP-/LG-Stände zur Verfügung. Viele umliegende Vereine konnten im Schützenhaus die KK-/ GK-Stände des Vereins gegen ein geringes Standgeld nutzen.

Im Jahr 1971 beschloß man, einen vereinseigenen Fanfarenzug zu gründen. Nach knapp über 10 Jahren kam es jedoch zu Streitigkeiten; die Abteilung Fanfarenzug löste sich vom Schützenverein und gründete einen eigenen Verein, der auch heute noch als Fanfarenzug Hofgeismar aktiv ist.

Das Schützenhaus wurde im Laufe der Jahre durch einen Anbau um einen großen 25m-Pistolenstand Großkaliber (5 Plätze), einen 10m-Stand für Luftdruckwaffen (8 Plätze), eine große Saalfläche, eine Küche sowie weitere Räume erweitert, umgebaut und modernisiert.

Im April 2001 beschloß der Vorstand nach Anregung des Pressewarts Torsten Lagler, eine Internet-Präsenz aufzubauen, da im Schützenkreis schon drei Vereine im Internet vertreten waren. Die Eintragung der Domain www.sv-hofgeismar.de bei dem Deutschen-Network-Information-Center (DeNIC) in Karlsruhe erfolgte am 9. Mai 2001. Durch ca. 60 Stunden Vorarbeit von Torsten Lagler war die Homepage des Schützenvereins schon am 14. Mai 2001 im Internet aufrufbar und komplett mit allen Themen, aktuellen Terminen und eMail eingerichtet.

Die intensive Nutzung der letzten Jahrzehnte war nicht spurlos am Vereinshaus vorüber gegangen, es war eingebrochen worden, u.A. Kupferleitungen und -Rohre rausgeschnitten und damit die Heizung komplett lahmgelegt. Der Einbruchschutz wurde erheblich verstärkt. Die Lösung der nicht mehr genehmigten Abwassersituation (bis dato Sickergrube) hat sehr viel Zeit und Geld gekostet. Der Dachboden über dem Aufenthaltsraum wurde gedämmt. Eine größere Renovierungsaktion lief in 2012/2013 beginnend mit dem Saal an. Der alte Saal-Boden musste komplett raus, der Boden neu ausgeglichen und verlegt werden. In 2018/2019 folgten Treppenhaus und Aufenthaltsraum. Der Großkaliber-Stand (Raumschießanlage) war in 2018/2019 das Mammut-Projekt schlechthin. Der Stand wurde aufgrund neuer Brandschutzbestimmungen für die nächste Standabnahme fast komplett entkernt, ein neuer Notausgang wurde geschaffen, der Kugelfang mit knapp 30 to. Sand neu befüllt, Elektrik, Notbeleuchtung, Rigips und Putz wurde komplett neu gemacht und eine neue Lüftungsanlage wurde verbaut. Federführend in der Planung und Ausführung war Oberschießmeister Kazuo Kita.

 

Foto: Vereinsfahne von 1864

 

Vereins-Chronik (die XXL-Version)

 

Die Hofgeismarer Schützen

(von Helmut Dänner - ergänzt durch Ausführungen von K.-H. Willich)

Die Hofgeismarer Schützen haben ihren Ursprung in den mittelalterlichen Bürgerschützen. Diese waren im Armbrustschießen ausgebildet und wurden im Kriegsfall aufgeboten, um unter Führung der vom Erzbischof von Mainz als dem Landesherrn eingesetzten adeligen Burgmannen den Schutz der Stadt und des Umlandes zu übernehmen. In den zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen, die im 13. bis 15. Jahrhundert um die starke Festung Hofgeismar im Diemelland ausgefochten wurden, spielten sie eine bedeutende militärische Rolle. 1462 kommt Hofgeismar dann unter die Herrschaft des Landgrafen von Hessen.

Im 16. und 17. Jahrhundert gibt es neben den sogenannten "gemeinen Schützen", den die Stadt ausrüstet und bekleidet, eine Schützengesellschaft, die "freien Schützen", mit eigenen Gewehren und Statuten. Die Schützen sind jetzt keine rein militärische Einrichtung mehr, haben aber noch Aufgaben zum Schutze der öffentlichen Ordnung und Sicherheit zu erfüllen. Dafür haben sie bestimmte Vorrechte und Einkünfte, Stadt und Regierung zahlen feststehende Zuschüsse zu den Auslagen. Der Schützenmeister erhält Vergütungen, der Schützenkönig ist für ein Jahr frei von Steuern und Abgaben. Geschossen wird allsonntäglich vor den Wällen der Stadt auf dem Schützenhagen. Auch finden überregionale Schießwettbewerbe der Schützenvereine statt.

Der Landgraf setzt die Hofgeismarer Schützen oft zum Schutze des Wildbestandes im Reinhardswald gegen Wilderer ein. 1652 erhalten Sie ein besonderes Ehrenschmuckstück, einen schweren silbernen Hirsch mit Aufschrift "Stadt Hofegeismar", Stadtwappen und Jahreszahl, an einer Kette zu tragen. 1773 wird die Schützenkompanie, wie sie jetzt heißt, durch Landgraf Friedrich II. verboten. Sein Nachfolger Wilhelm IV. erlaubt 1786 wieder das Scheibenschießen, woran ein überschwengliches Dankesgedicht eines Hofgeismarer Schützen erinnert. Politische Verhältnisse und Regierungsverbote bringen das Schützenwesen Anfang des 19. Jahrhunderts wieder zum Erliegen.

Angeregt durch die Gründung des Deutschen Schützenbundes im Juli 1861 in Gotha und durch das 1. Deutsche Bundesschießen in Frankfurt a.M. im darauffolgenden Jahr, in dem auch der "Casseler Schützenverein" gegründet worden war, sammelte sich 1862 auch in Hofgeismar eine Gruppe von Männern, die das Scheibenschießen wieder zum Leben erwecken wollten.

Mit Vertrag vom 15. April 1863 pachteten Friedrich Heistermann, Theodor Pfeiffer und Heinrich Niemeyer von dem Leinewebermeister Christian Schumacher für 3 Thaler jährlichen Pachtzins ein Grundstück "am Ravensberge über der Löffelburg", das zu Schießübungen benutzt werden sollte. Dieses Grundstück mit einigen späteren Erweiterungen wurde für die nächsten 80 Jahre zum Hofgeismarer Schützenplatz.

Am 22. Mai 1863 erteilte das Kurfürstliche Landratsamt auf das "Gesuch des Fr. Heistermann und Genossen dahier um Gestattung zur Gründung eines Schützenvereines" folgenden Entscheid:

"Gegen die Gründung des Schützenvereines wird in der Voraussetzung, daß derselbe nur unter Ausschluß von politischen Zwecken und jeder Verbindung mit ausländischen Vereinen, lediglich auf Veranstaltungen von Schießübungen ausgerichtet ist, nichts zu erinnern gefunden ..." - das heißt, das Gesuch wurde genehmigt.

Stadtrat und Bürgerausschuß erteilten im Juni auf die Bitte des "Maurermeisters Friedr. Heistermann und Consorten dahier ihnen zu gestatten, oben auf dem städtischen Löffelburger Anger an Sonn- und Feiertagen Schießübungen halten, auch daselbst eine Zielscheibe aufstellen und ein Obdach errichten zu dürfen" ihre Zustimmung. Das Gesuch um Bewilligung einer Unterstützung von 400 Reichsthalern "behufs Erbauung einer Halle" wurde jedoch abgelehnt.

Zu dem ersten vereinsinternen Wettschießen, bei dem ein Kalb im Werte von 5 Reichsthalern ausgeschossen wurde, mußte natürlich wieder die Genehmigung durch das Kurfürstliche Landratsamt und die Kenntnisnahme der Gendarmeriesektion eingeholt werden.

Der neue Verein hatte bei der Gründung 92 Mitglieder. Das Eintrittsgeld betrug 1 ½ Reichsthaler, der monatliche Beitrag 2 Silbergroschen.

Am 7. und 8. August 1864 (Sonntag und Montag) wurde das erste Schützenfest mit Fahnenweihe und großem Programm gefeiert. Die neue Fahne, die den Schützen von den "Frauen und Jungfrauen" des Vereins gewidmet worden war, wurde von der Firma Breidenstein Sohn in Kassel hergestellt und kostetet 65 Tahler 10 Silbergroschen (Foto s.o.).

An dem Fest beteiligten sich neben sämtlichen Vereinen der Stadt auch eine ganze Anzahl Schützenvereine der näheren und weiteren Umgebung. Der Adjudant der Schützen von Borgentreich antwortete auf die Einladung dem "verehrlichen Vorstand des Schützenvereins zu Hofgeismar" unter anderem "... daß ein Comité bestehend aus ... Vorstandsmitgliedern und Schützen Ihrem Feste beizuwohnen das Vergnügen haben wird. Das Comité rückt am 7. Aug. morgens gegen 8 Uhr mit einer Fahne hier aus und kann, über Liebenau marschierend, gegen 11 oder 11 ½ Uhr dort eintreffen, wird aber wegen derzeitig vielen Ackerarbeiten schon abends, wenn auch etwas spät, zurückkehren ... ".

Ein 50 km-Marsch zum und vom benachbarten Schützenfest einschließlich ausgiebiger Feier scheint also damals nichts Ungewöhnliches gewesen zu sein!

Als im folgenden Jahr von Kassel aus die Gründung eines "Kurhessischen Landes-Schützenvereins" angeregt wurde, erklärten die Hofgeismarer begeistert ihre Zustimmung. Es dauerte aber noch volle 30 Jahre, bis 1895 der Kurhessische Schützenbund gegründet werden konnte.

Zwischen dem Schützenverein und dem Turnverein bestand immer ein sehr herzliches, kameradschaftliches Verhältnis. Das beweist ein Brief des Vorstandes der Turngemeinde an den "Wohllöblichen Vorstand des Schützenvereins" vom 18. Juli 1873.

Auf dem Löffelburger Anger entstanden in den folgenden Jahren nacheinander Schießbahnen für 100m und 175m, ein Schießhaus und Festhallen mit allem Zubehör. Jahr für Jahr wurde nun hier unter Beteiligung der gesamten Bevölkerung, des Militärs und zahlreicher auswärtiger Schützen das Schützenfest gefeiert. Die Feste dauerten ab Samstag Abend drei volle Tage und waren bekannt durch ihr reiches Angebot an Schaustellern und Volksbelustigung aller Art und die wertvollen Schießpreise. Die Musik stellte das Trompeterkorps des Husaren- bzw. später des Dragonerregiments. Die uns erhaltenen äußerst genau geführten Unterlagen und Abrechnungen zeigen, daß die Feste mit einem beachtlichen Überschuß abschlossen. Der Verein hielt engen Kontakt zu den anderen Vereinen der Stadt und zur Garnison.

Im Jahre 1905 wurden die Hofgeismarer Schützen mit der Ausrichtung des 8. Kurhessischen Bundesschießens beauftragt. Die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft des Landgrafen Alexis von Hessen-Philippsthal-Barchfeld sollte ein Fest werden, wie es die Stadt noch nicht gesehen hatte. Monatelang liefen die Vorbereitungen. Der Schützenplatz wurde durch Anmietung der Nachbargrundstücke um das doppelte vergrößert, die Schießanlagen wurden verdreifacht, zusätzliche Bauten wurden aufgeführt. Doch als die großen Tage herankamen, setzte eine extreme Schlechtwetterperiode ein; das Fest versank in einem endlosen Dauerregen und endete mit einer finanziellen Katastrophe für den Verein. 5.000 Goldmark Schulden waren das Ergebnis (dafür konnte man damals ein Haus bauen).

In der mißgünstigen und schadenfrohen Nachbarschaft entstand damals ein Spottvers: "Wer pflanzen will ohne zu gießen, muß warten bis die Geismarschen Schützen schießen".

Aber nun bewährte sich die echte Kameradschaft der Hofgeismarer Schützen. Sie wurden mit dieser Belastung aus eigener Kraft fertig, ohne daß das Vereinsleben dadurch beeinträchtigt wurde.

1905 entstand ein zweiter kleinerer Verein, der Schützenverein Tell, der bis 1935 ein Eigenleben führte, dann aber geschlossen zum älteren Verein übertrat.

Nach dem ersten Weltkrieg entstand in den Kleinkaliber-Schützenvereinen in allen Teilen Deutschlands eine starke, gut organisierte Sportschützenbewegung. Die schießsportlichen Erfahrungen dieses Verbandes bilden noch heute die Grundlagen für das KK-Schießen im Deutschen Schützenbund. In Hofgeismar wurde 1924 ebenfalls ein Kleinkaliber-Schützenverein gegründet, der sich bald zahlreicher Mitglieder erfreute und Zeit seines Bestehens mit dem alten Schützenverein in echter Sportkameradschaft verbunden war, bis er sich 1938 ganz mit diesem vereinigte. Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges setzte der Vereinsarbeit ein jähes Ende.

Nach 16-jähriger Pause gelang es durch den Einsatz von Fritz Wiegand, den Verein wieder zu neuem Leben zu erwecken. Die Neugründungsversammlung fand am 15. November 1955 statt. Das erste Ziel des neuen Vereins war nun, befriedigende Schießmöglichkeiten zu schaffen. In intensiver Zusammenarbeit aller aktiver Schützen wurde im alten Saal des "Hessischen Hofes" ein vorbildlicher Luftgewehrstand mit sieben Schießbahnen geschaffen. Auf diesem Stand, der am 15. Februar 1958 eröffnet werden konnte, entwickelte sich während der nächsten Jahre ein reger Schießbetrieb. Leider mußte die Anlage nach sieben Jahren wegen Baufälligkeit des Gebäudes aufgegeben werden.

1957 konnte der Verein an der Liebenauer Straße ein großes Gelände erwerben, auf dem dann in den folgenden Jahren mit finanzieller Hilfe von Land, Kreis und Stadt und mit tatkräftiger Unterstützung durch belgische Pioniere und erheblicher Eigenleistungen der Mitglieder neue Schießbahnen gebaut wurden. Sie umfaßten ein Schießhaus und sechs 50m- und 100m-Bahnen. Am 6. Mai 1967 war die Einweihung.

Zum Anfang des Jahres 1968 ergab sich die Möglichkeit, mitten in der Stadt am Markt ein für den Schützenverein besonders geeignetes Haus zu erwerben. Unter Führung des 1. Vorsitzenden K.-H. Willich und der persönlichen Einsatzfreudigkeit vieler Mitglieder entstand hier nach mehrmonatigem Umbau ein neues Schützenhaus mit 10 Schießbahnen für Luftgewehr und Räumen für Veranstaltungen. Hier spielte sich elf Jahre lang das Gemeinschaftsleben des Vereins ab. Dann aber zeigte sich, daß zur weiteren Erhaltung des mehrere Jahrhunderte alten Gebäudes bedeutende Investitionen nötig sein würden, die den Verein außerordentlich stark belastet hätten.

Als die Stadt dem Verein die kostenlose Einrichtung eines neuen Luftgewehrstandes im Untergeschoß der Stadthalle anbot, beschloß die Vereinsversammlung 1979 nach langen Diskussionen den Verkauf des Hauses. Der Erlös wurde zur Erweiterung der Anlagen des Gebäudes an der Liebenauer Straße verwendet. Hier entstanden neben den verbesserten KK-Ständen ein neuer Pistolenstand und durch einen Erweiterungsbau ein modernes Schützenhaus mit Aufenthalts-, Übungs- und Materialräumen. Neben Spenden, bedeutenden Zuschüssen von Stadt und Sportkreis wurden ca. 6.000 unentgeltliche Arbeitsstunden durch Vereinsmitglieder geleistet. Leiter des Bauausschusses und unermüdlicher Koordinator aller Bauarbeiten war Jochen Leimbach.


Die Schützenmeister / 1. Vorsitzenden

Die Anführer der Schützengilden oder Schützengesellschaften trugen in älteren Zeiten die Bezeichnung Schützenmeister. Im 18. Jahrhundert wurden auch Titel wie Schützenmajor, Schützenoberst oder Schützenkapitän üblich. Seit Ende des vorigen Jahrhunderts führen viele Vereine für ihren ersten Mann neben dem etwas farblosen Wort Vorsitzender wieder die traditionelle Bezeichnung Schützenmeister.

Von den Hofgeismarer Schützenmeistern sind uns aus früherer Zeit nur wenige Namen bekannt; ab 1863 sind sie jedoch alle lückenlos in den Akten festgehalten:

1773 Hundertmark, 1787 Stoll, 1794 Geiße, 1816 Schaub, 1863 Friedrich Heistermann, 1865 Wilhelm Schlenke, 1866 Friedrich Heistermann, 1867 Johannes Bäcker, 1868 Freidrich Wilhelm Schiericke, 1869 Jean Niemeyer, 1870 Friedrich Heistermann, 1872 Wilhelm Cöster, 1876 Theodor Pfeifer, 1878 Wilhelm Cöster, 1880 Christian Biesel, 1888 Heinrich Bäcker, 1890 Georg Heistermann, 1891 Rudolf Brandes, 1892 Heinrich Bäcker, 1899 August Heistermann, 1906 Louis Schmidt, 1912 Gustav Friedrich, 1913 Heinrich Kohlus, 1923 Hans Heistermann, , 1931 Heinrich Kohlus, 1955 Fritz Wiegand, 1965 Karl-Heinz Willich, 1969 Heinrich Konze, 1971 Karl-Heinz Willich, 1993 Georg Herbold, 1997 Hans-Herbert Wiemer, 2001 Rainer Thiele.

 

Wenn wir die Geschichte des Vereins fortschreiben, so ist zunächst auf einen Widerspruch hinzuweisen, der in der Jahreshauptversammlung am 12. März 1988 beseitigt wurde. Der Verein nannte sich seit der Wiedergründung nach dem zweiten Weltkrieg "Schützenverein Hofgeismar 1862 e.V.".

Aufgrund des Gründungsprotokolls, welches erst zu diesem Zeitpunkt wieder in den Besitz des Vereins gelangt ist, konnte festgestellt werden, daß der Verein tatsächlich im Jahre 1863 gegründet wurde. Mit dem neuen Beschluß lautet der Name seitdem im Vereinsregister eingetragen "Schützenverein Hofgeismar 1863 e.V.".

Um noch einmal auf das Gründungsprotokoll von 1863 zurückzukommen, es steht zu lesen unter dem 9. Juni 1863:

In Anwesenheit von 66 Mitgliedern wurde die Vereinsgründung beschlossen, nachdem die Zustimmung zur Gründung seitens des Landratsamtes vorlag und die Stadt zur Errichtung der Schießstände eine größere Fläche des Löffelburger Angers bereitstellte.

Der Vorstand wurde gewählt und bestand aus dem 1.Schützenmeister, dem 2.Schützenmeister, dem Rechnungsführer und seinem Stellvertreter.

 

Nun noch einiges aus den Anfangsjahren

Die Aufnahme neuer Mitglieder erfolgte durch Abkugeln. Darunter kann man eine Abstimmung ja/nein verstehen.

Auch im Jahr 1863 brauchte man schon für eine "Büchse" einen Waffenschein, auszustellen vom Kurfürstlichen Landratsamt. Am 30. August 1863 beantragte der Verein durch Gesuch: "Es möge den Vereinsmitgliedern gestattet werden, ohne Waffenschein, eine Büchse von zu Hause, zum Schießstand und zurück, tragen zu dürfen." - Das Gesuch wurde abschlägig beschieden!

Am 6. Mai 1864 wurde der Bau einer Schützenhalle mit zwei Schießständen beschlossen. Die Bauleitung wurde drei Personen übertragen, wobei die Kosten mit 650 Talern nicht überschritten werden durften. Der Abtrag wurde auf 170 Taler jährlich festgelegt. Die Finanzierung erfolgte durch Umlage auf die Mitglieder.

Unter dem 12. März 1865 ist zu lesen: Der Überschuß aus dem Schützenfest 1864 betrug 30 Taler, 11 Gr. und 9 Pfg. Das Eintrittsgeld für neue Mitglieder wurde von 1 Taler auf 1 ½ Taler festgesetzt.

Das Schützenfest wurde immer beliebter. Auch die Nachbarorte und die Casseler Schützen nahmen am Festgeschehen teil.

1873 wurden erstmals zwei Mitglieder unter der Bezeichnung Ehrenmitglied aufgenommen - beitragsfrei - nämlich Rittmeister Brinkmann und Leutnant von Amstädt.

Am 11. Januar 1874 wurde die Anschaffung eines Tanzbodens von 50m x 30m beschlossen. Kosten 170 RM - Kosten der Kapelle 120 RM. Die Bewirtung wurde vergeben, wofür drei Wirte zusammen 70 RM Pacht zahlten.

Am 14. Februar 1875 wurde ein Wintervergnügen abgehalten. Die Kosten wurden von den Mitgliedern gedeckt.

Am 12.Dezember 1875 fand im Deutschen Kaiser ein Schützenball statt.


Wir wollen hier nicht alle Feste und Ereignisse aufführen, jedoch hiermit zum Ausdruck bringen, daß der Schützenverein jährlich einiges für die Bevölkerung an Abwechslung bot. Es war der zweite Weltkrieg und der verlorene Festplatz (s. Erläuterung später im Text), der alles für den Verein zunichte machte.


Zurück zur Vergangenheit

Am 12. / 13. März 1876 fegte ein Orkan über den Schützenplatz. Die am Wegrand stehenden Pappeln stürzten auf die Schützenhalle und zerstörten sie. Der Verein stand wieder vor dem Nichts. Aber schon am 28. März 1876 wurde beschlossen, eine neue Halle aufzubauen. Die Kosten sollten durch Zeichnung von Aktien aufgebracht werden. Der Wert der Aktie wurde auf 20 RM festgelegt, sie war mit 5% zu verzinsen. Der Verein selbst verfügte damals über ein Guthaben von 789,05 RM. Die Stadt Hofgeismar stellte das Bauholz, kostenlos, bestehend aus 5 starken Pappeln und mind. 30 Bautannen. Das Holz wurde schon am 15. Mai 1876 angefahren und sofort begannen die Bauarbeiten.

Noch ein Hinweis über den Fleiß der Schützen: Von 25 abgeknickten Pappeln mußten die Wurzeln aus dem Boden entfernt werden. Die Schützen leisteten für die Stadt die Arbeit und erhielten für den Verein eine Entschädigung von 1,50 RM pro Wurzel. Der Erlös von 37,50 RM wurde für den Bau verwendet.

Am 15. April 1877 wurde beschlossen, den Turnern von Hofgeismar den Tanzboden auszuleihen.

Im Jahre 1878 hatte das jährliche "Große Schützenfest" eine beachtliche Größe erlangt. Kostete die Kapelle für ein Saalfest 37 RM, so entstanden für das "Große Schützenfest" Kosten von 390 RM. Dafür mußte die Kapelle an allen im Programm vorgesehenen Veranstaltungen teilnehmen. Die Wirte mußten nunmehr 105 RM Pachtgeld zahlen. Der Festüberschuß (Eintritt 0,50 RM) betrug 216,41 RM. Damit wurden 10 Aktien eingelöst.


Dies waren Ausschnitte aus den ersten 15 Jahren des Schützenvereins. Wir wollen uns aber auch noch kurz mit der näheren Vergangenheit beschäftigen.

Aus den Ausführungen unseres verstorbenen Schützenbruders Dänner ist erkennbar, welch schwierige Wege zu begehen waren, um zu einer vernünftigen, auch den heutigen Vorschriften entsprechenden Schießanlage zu kommen. Hier kann man durchaus noch einmal aufzählen, wie dornenhaft der Weg nach oben war:

Der Verein fing 10 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs vermögenslos an, da welche Personen auch immer, mit welcher Bevollmächtigung auch immer, etwa im Jahre 1943 das Vereinsvermögen der Stadt übergeben hatten. Der Schützen-Platz wurde dann durch Nazi-Organisationen genutzt und nach 1945 angeblich von den Amerikanern eingeebnet. Es ist unbeschreiblich, welchen Verlust die Schützen hiermit erlitten.

Mit dem "Hessischen Hof" begannen die Schützen nach dem zweiten Weltkrieg einen Luftgewehrstand auszubauen. Nach Jahren wurde das Gebäude für baufällig erklärt. Tatsächlich brach es alsbald zusammen und alles, was der Verein geschaffen hatte, lag unter dem Schutt begraben. Dann ging die Suche nach einem neuen Raum los. Keiner wollte dem Verein (1965) räumlich behilflich sein. Die Stadt hätte im alten Rathaus Platz gehabt, die Antwort war jedoch Nein, ebenso von Gastwirten. Nur das Deutsche Haus, Besitzer Heine, gab nach langer Verhandlung dem Schützenverein einen Dachboden für 4 Stände. Der Verein investierte wieder, bis der Gastwirt an einen Bruder verpachtete, der den Schützenverein nur einige Jahre duldete. Der Bruder kam dann auf die Idee, aus dem Schießstand eine Bar zu machen - also Schützen raus und wieder neue Suche.

Dann konnte der Schützenverein ein Gebäude in Rathausnähe erwerben. Es wurde in Eigenleistung umgebaut und ein Schießstand mit 10 Ständen kam dazu. In das Haus wurden tausende von Arbeitsstunden und 60.000 DM gesteckt, führend mit Arbeitsstunden war unser verstorbener Schützenbruder Hermann Kranz.

Nachdem die Stadt kostenfrei einen Luftgewehrschießstand in der Stadthalle angeboten hatte, wurde das Haus verkauft. Der Verkaufserlös wurde zur Rückführung eines aufgenommenen Darlehens verwandt und eine namhafte Summe dem Erweiterungsbau des Schützenhauses an der Liebenauer Straße zugeführt.

Der Bau an der Liebenauer Straße begann 1964/1965 unter Leitung von unserem verstorbenen Schützenbruder Mathäus. Der Architekt und Baugeschäftsinhaber Willi Weiland stellte kostenlos seine Maschinen zur Verfügung. Die Bauzeichnung hatte Mathäus entworfen und der Architekt Weiland abgezeichnet.

Die Finanzierung sah wie folgt aus: Beihilfe Land Hessen - 15.000 DM, Landkreis Hofgeismar - 7.800 DM, Stadt Hofgeismar - 4.000 DM, Schützenverein (teils durch Zeichnung von Aktien gedeckt) - 7.000 DM, Materialspenden - 19.500 DM, Eigenleistungen (6.200 Arbeitsstunden) - 31.000 DM, Fehlbetrag - 20.700 DM

Am 6. Mai 1967 konnte die neue Schießanlage feierlich eingeweiht werden. Dieser einst von den Schützenbrüdern Wiegand und Kleinschmidt für DM 3.500 erworbene Platz bestand aus einem Kalkfelsen und war ohne Bedeutung für die landwirtschaftliche Nutzung. Dennoch wollte das Bauerngericht einem Erwerb nicht zustimmen, was jedoch durch ein Verfahren zugunsten des Schützenvereins zum Abschluß gebracht wurde. Durch dieses Verfahren kam es zur Verbindung mit dem Schützenbruder Willich. Wiegand nutzte seine Verbindungen zu den Belgischen Pionieren, die erhebliche Vorarbeiten im Schießstand leisteten. Dieser Aufwand der Belgier ging voll zu Lasten des Schützenbruders Wiegand. 1963/1964 durften Truppenverbände nicht mehr tätig werden und so begann der schwierige Weg für die Hofgeismarer Schützen. Die Schießbahn mußte auf 100m Länge nochmals um 50cm ausgebaggert werden (alles Kalksteinfels). Es vergingen Monate, bis schließlich am Gebäude und am 100m-Punkt Betonmauern errichtet werden konnten, was wieder schwere Felsarbeit bedeutete. Die Fundamente für die Blenden wurden erstellt und unendlich Erde angefahren für den Standboden selbst und die Seitenabdeckung. Die Blenden wurden selbst gezimmert. Man kann gar nicht alles aufzählen, was in diesen 25 Jahren an Arbeit investiert wurde.

Im Jahr 1971 beschloß man, einen vereinseigenen Fanfarenzug zu gründen. Nach knapp über 10 Jahren kam es jedoch zu Streitigkeiten; die Abteilung Fanfarenzug löste sich vom Schützenverein und gründete einen eigenen Verein, der auch heute noch als Fanfarenzug Hofgeismar aktiv ist.

Im Laufe der Jahre wurde bis heute natürlich ständig weiter an- und umgebaut, modernisiert und investiert. Das Gebäude ist mittlerweile beheizt, die Standanlagen laufen elektrisch und nicht mehr mit Muskelkraft, weitere Stand-Blenden mußten eingebaut werden, der Pistolenstand mit Planungsbeginn 1979 wurde in 1983 eingeweiht (allein beim Pistolenstand wurden Eigenleistungen von annähernd 160.000 DM erbracht), die Abwasserleitung zur Straße ist auf einem neuerem technischen Stand, die Grillhütte auf dem Vereinsgelände ist seit 1999 wieder voll einsatzfähig, weitere vereinseigene Waffen wurden angeschafft, die Außenanlage teilweise umgestaltet etc.

Im April 2001 beschloß der Vorstand nach Anregung des Pressewarts Torsten Lagler, eine Internet-Präsenz aufzubauen, da zu dieser Zeit im Schützenkreis schon drei Vereine im Internet vertreten waren. Die Eintragung der Domain www.sv-hofgeismar.de bei dem Deutschen-Network-Information-Center (DeNIC) in Karlsruhe erfolgte am 9. Mai 2001. Durch ca. 60 Stunden Vorarbeit von Torsten Lagler war die Homepage des Schützenvereins bereits am 14. Mai 2001 im Internet aufrufbar und komplett mit allen Themen, aktuellen Terminen und eMail eingerichtet.

Die intensive Nutzung der letzten Jahrzehnte war nicht spurlos am Vereinshaus vorüber gegangen, es war eingebrochen worden, u.A. Kupferleitungen und -Rohre rausgeschnitten und damit die Heizung komplett lahmgelegt. Der Einbruchschutz wurde erheblich verstärkt. Die Lösung der nicht mehr genehmigten Abwassersituation (bis dato Sickergrube) hat sehr viel Zeit und Geld gekostet. Der Dachboden über dem Aufenthaltsraum wurde gedämmt. Eine größere Renovierungsaktion lief in 2012/2013 beginnend mit dem Saal an. Der alte Saal-Boden musste komplett raus, der Boden neu ausgeglichen und verlegt werden. In 2018/2019 folgten Treppenhaus und Aufenthaltsraum. Der Großkaliber-Stand (Raumschießanlage) war in 2018/2019 das Mammut-Projekt schlechthin. Der Stand wurde aufgrund neuer Brandschutzbestimmungen für die nächste Standabnahme fast komplett entkernt, ein neuer Notausgang wurde geschaffen, der Kugelfang mit knapp 30 to. Sand neu befüllt, Elektrik, Notbeleuchtung, Rigips und Putz wurde komplett neu gemacht und eine neue Lüftungsanlage wurde verbaut. Federführend in der Planung und Ausführung war Oberschießmeister Kazuo Kita.